Feinstaubmessung & Silvester
Beitrag: 02. Januar 2023
 
In der Zwischenzeit konnte ich die Genauigkeit des Feinstaub-Messgeräts, das seit Dezember im Einsatz ist, unter verschiedenen Wetterverhältnissen überprüfen und mit anderen Geräten vergleichen. Ab Temperaturen über -10°C hat das Gerät (unabhängig von der Luftfeuchte) bisher tatsächlich den Spezifikationen des Herstellers entsprochen (maximaler Fehler +/- 10 µg/m³, wobei ich diesen Maximalfehler bisher nur bei Autoabgasen feststellen konnte).

Das bedeutet leider, dass die stark erhöhten Werte, die Mitte Dezember am Füllenschlag gemessen wurden, sehr wahrscheinlich korrekt sind. Sobald die Temperaturen sich Richtung Gefrierpunkt (und darunter) bewegen, nehmen die Heizungen richtig Fahrt auf, und damit auch die mit Holz / Pellets betriebenen. An mehreren Nächten wurden dauerhafte Werte von 50 bis 70 µg/m³ (bei PM10 sogar mit Spitzen bis 100 µg/m³) aufgezeichnet.

Vor allem bei Inversionswetterlagen - sowie bei ausbleibendem Wind und Regen - können solche Werte über Tage erhalten bleiben, wie man in der Woche bis zum 21. Dezember beobachten konnte. Hier ein Ausschnitt vom 17. auf den 18. Dezember (der PM2,5-Freinstaubmesswert wird in gelber und die Luftfeuchte in grauer Farbe dargestellt):
 
 
In der anschließenden Woche sorgten sehr warme Temperaturen, sowie Wind und Regen für sehr niedrige Messwerte. An Silvester zeigte sich um Mitternacht die erwarte Spitze: das absolute PM2,5-Maximum lag bei 86,18 µg/m³ und für PM10 sogar bei 99,33 µg/m³. Dies ist allerdings noch relativ niedrig im Vergleich zu den 1000 µg/m³, die man typischerweise direkt an Straßen erfasst, an denen die Feuerwerke gezündet werden. Das liegt daran, dass der Abstand meiner Messstation zu den nächsten Feuerwerken rund 30 Meter betrug und es auch recht windig war.

Hier die Grafik mit der Spitze um Mitternacht, wobei es sich um 6-Minuten gemittelte Werte handelt, so dass die Spitzen etwas flacher als die tatsächlichen Maximalwerte ausfallen (der PM2,5-Feinstaub wird hier grün-gelb-rot dargestellt):
 
 
Auffällig ist auch die zweite Welle zwischen 2:00 und 4:00 morgens. Da waren nur vereinzelt Feuerwerke zu hören. Denkbar ist daher, dass es sich dabei um den Feinstaub des Idsteiner Stadtkerns gehandelt hat, der allmählich - durch Konvektion sowie auch durch den Wind unterstützt - Richtung Füllenschlag hochkroch.

Wenn man nicht gerade inmitten einer Feinstaubwolke hängt und einem die Geschosse um die Ohren fliegen, können Feuerwerke eine echte Schönheit sein. Hier beim Blick aus einer leichten Höhenlage über Idstein:
 
 
Trivia: Mit bloßen Augen betrachtet erinnerte der Anblick an Yondus Begräbnis (Guardians of the Galaxy 2). An den beiden Feuerwerken oben links im Bild sieht man übrigens, wie der Wind von rechts nach links bläst.

Neben dem unerwünschten Effekt des Feinstaubs haben Feuerwerke auch erwünschte Effekte, wie Licht und Geräusche zu erzeugen. Aber auch diese Effekte haben leider ihre Schattenseiten, und zwar für die gesamte Tierwelt. Tiere können sich - anders als der Mensch - nicht auf diesen einen besonderen Tag einstellen, gleich wie oft sie ihn durchleben.

Gerade die lauten Explosionen haben eine stark erschreckende Wirkung auf Tiere, von denen viele ein deutlich besseres Gehör als der Mensch haben. Als an diesem Silvester in den Stunden bis Mitternacht bereits einige Böller zu hören waren, sah man Vögel panikhaft umherfliegen und man hörte, wie verstörte Amseln aggressive Töne von sich gaben. Dazu muss man wissen, dass Amseln recht präzise 40 Minuten nach Sonnenuntergang zum letzten Mal zwitschern (also derzeit gegen 17:15), bevor sie sich zur Nachtruhe begeben, und sie sich danach nicht so schnell durch Menschen aus der Ruhe bringen lassen.

Bei manchen Vögeln kann die extreme Stresssituation zu Silvester dazu führen, dass sie den ansonsten als sicher geltenden Ort verlassen und teilweise sehr weite Strecken auf sich nehmen. Es kann sogar zum spontanen Vogelzug zu Silvester kommen, obwohl die Tiere aufgrund des milden Winters darauf verzichtet hatten in südlichere Gefilde zu migrieren. Dies wurde bei einer Studie, bei der Vögel mit Sendern zur jährlichen Migrationsanalyse ausgestattet waren, zufällig entdeckt.

Das plötzlich einsetzende Licht der Feuerwerke stellt den zweiten negativen Einflussfaktor für die Tierwelt dar. Wobei hier der Schaden dadurch relativiert werden kann, dass der Mensch durch den Einsatz von Bewegungsmeldern der Tierwelt den weitaus größeren und dauerhaften Schaden zufügt. Warum - und in welcher Form - plötzlich einsetzendes künstliches Licht der Tierwelt schadet, werde ich in einem der folgenden Beiträge vertiefen.

 
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