Leuchtende Nachtwolken
Beitrag: 11. Dezember 2025
Aufnahmen: Nacht vom 11. auf 12. Juni 2025
Maximale Höhe: 35°
 
 
Der zweite Nachweis von Leuchtenden Nachtwolken (folgend mit NLC abgekürzt, steht für NoctiLucent Clouds) in diesem Jahr gelang in der Morgendämmerung des 12. Juni, wobei diese im Juni hierzulande mitten in der Nacht fällt. Die NLC habe ich dabei nicht mit eigenen Augen gesehen, sondern erst beim nachträglichen Sichten der automatischen Nachtaufnahmen entdeckt.

Die folgende unbearbeitete Aufnahme zeigt rechts unten strukturschwache Wolken, bei denen man NLC zunächst nur vermuten kann:
 
 
Wenn man diese Aufnahme mittels einer Technik aus der Bildbearbeitung namens Unscharfer Maske bearbeitet, erhöhen sich die Schärfe und der lokale Kontrast, wodurch die Erkennung von schwachen Wolkenstrukturen verbessert wird und man besser beurteilen kann, ob es sich um NLC gehandelt haben könnte:
 
 
Hier erhärtet sich bereits die erste Vermutung. Eindeutig wird die Erkennung, wenn man aus den (mit unscharfer Maske bearbeiteten) Einzelbildern einen Zeitraffer erstellt. Dabei werden (ab ca. der 5. Sekunde) die NLC direkt über den Bäumen sichtbar, vor allem rechts unten:

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In der Fußzeile des Videos ist der laufende Sonnenstand notiert. Ab einer Sonnentiefe von ca. 11° unter dem Horizont (zu Beginn der nautischen Dämmerung) erscheinen die ersten feinen NLC-Strukturen. Diese zeigen die typischen Wellenbewegungen mit teils scheinbar überlappenden Wolkenstrukturen, die für Leuchtende Nachtwolken typisch sind.

Mit steigendem Sonnenstand (die Sonne steht dabei stets unter dem Horizont) werden auch höher über dem Horizont befindliche NLC sichtbar. Der Erdschatten (in über 80 km Höhe, wo sich die NLC befinden) verschiebt sich dabei zunehmend nach oben (in Richtung des Zenits), und immer höhere NLC werden sichtbar. Dabei ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Dämmerungshimmel wird schnell heller und überstrahlt bald die NLC. Bevor es aber dazu kommt, erblickt man gegen Ende des Zeitraffers die letzten NLC auf halber Bildhöhe rechts, die diagonal nach rechts oben wandern. Dort erkennt man einzelne Sterne des Sternbild Perseus. Die Sonne steht dabei rund 8° unter dem Horizont:
 
 
Um nun zu bestimmen, auf welcher Höhe über dem Horizont sich die NLC befanden, bedienen wir uns einer Technik aus der Astrofotografie - dem Plate Solving. Dabei gleicht eine Software ein in der Nacht aufgenommenes Bild mit einem Sternkatalog ab, um die exakten Himmelskoordinaten zu bestimmen. Da die Kamera fest installiert ist, gelten die auf diese Weise bestimmten azimutalen Koordinaten dann zu jeder Tages- und Jahreszeit.

In der folgenden NLC-Aufnahme wurde ein Gitter mit den Himmelskoordinaten überlagert. Der Azimut (die horizontale Himmelsrichtung) ist dabei mit dem Kürzel Az notiert, die Höhe über dem Horizont mit dem Kürzel H. Die dicke vertikale Linie in der Bildmitte zeigt Norden an (= Azimut 0°). Wie man sieht erscheint das Gitter etwas verkippt, was daran liegt, daß die Kamera leicht geneigt aufgestellt ist:
 
 
Der für Leuchtende Nachtwolken und auch Polarlichter interessante tiefe Nordhorizont ist aus dem Standort dieser Kamera nicht einsehbar. Erst bei rund 10° beginnt das freie Sichtfeld. Links im Nordwesten erreichten die Leuchtenden Nachtwolken eine Höhe von rund 17° und rechts im Nordosten eine Höhe von rund 35°. Aus diesen zwei Eckpunkten lässt sich mittels der Webseite, die ich im vorigen NLC-Beitrag erwähnt habe, die ungefähre Position des NLC-Südrandes bestimmen und in einer Landkarte darstellen. Die bläuliche Linie stellt dabei diese Südkante dar:
 
 
Diesmal waren die Leuchtende Nachtwolken schon sehr nah an Idstein herangerückt: die östliche Südkante war lediglich 142 km von uns entfernt. Die NLC schwebten ungefähr über Bad Hersfeld im Nordosten Hessens. Insgesamt waren es aber sehr unauffällige Leuchtende Nachtwolken, was man an den benötigten Bearbeitungstechniken erkennen kann. Dennoch ist es erstaunlich, wie weit nach Süden NLC-Felder mittlerweile wandern und bestehen können.

 
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